Museum Nikolaikirche

Baugeschichte

Die heutige Stadt Berlin geht ursprünglich auf zwei Orte zurück, die um 1200 auf beiden Seiten der Spree entstanden: Cölln und Berlin. 1237 wurde Cölln zum ersten Mal urkundlich erwähnt, sieben Jahre später Berlin. Als Gründer der Stadt gelten die brandenburgischen Markgrafen Johann (der) I. und Otto (der) III., die ab 1225 gemeinsam regierten. Die Nikolaikirche reicht mit ihrem massiven Unterbau aus Feldstein als einziges Baudenkmal in die Frühzeit Berlins zurück. Nur die Reste eines Friedhofs, die man unterhalb der Kirchenfundamente entdeckte, sind noch älter.

Spätromanische Basilika

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts befand sich auf dem Gelände der heutigen Nikolaikirche bereits eine kleinere Handelsniederlassung. Zu ihr gehörte mit Sicherheit eine Kirche, vermutlich aus Holz. Nach der Verleihung des Stadtrechts ließ die Berliner Gemeinde aus Feldsteinen eine prächtigere Basilika im spätromanischen Stil errichten. Bereits wenige Jahrzehnte später wurde das Kirchenschiff zu einer frühgotischen Halle umgebaut, während der Chor unverändert blieb.

Wetterfahne

Bereits im Jahr 1876 übergab die Gemeinde der Nikolaikirche vor Beginn umfangreicher Bauarbeiten einige Inventarstücke an das Märkische Museum, darunter diese Wetterfahne. Sie war 1519 von einem lokalen Schmied gefertigt worden und gehört damit zu den ältesten Wetterfahnen in der Mark (Brandenburg). Interessant ist ihr Motiv, das sie von anderen mittelalterlichen Fahnenblättern unterscheidet: eine als Schattenriss ausgeschnittene Madonna mit Strahlenkranz, die ursprünglich vergoldet war.

Barockaltar

Auf diesem Kupferstich von Georg Busch aus dem Jahr 1715 sehen Sie eine Darstellung des barocken Hochaltars der Nikolaikirche, von dem die im Chorraum aufgestellten Figuren stammen. Ihr Schöpfer war der Bildhauer Johann Christoph Döbel. Den Gesamtaufbau des Altars, so wie er in dem Stich zu sehen ist, ist ein Werk von Samuel Theodor Gericke, ebenso das das erste Hauptgemälde.

Altarskulpturen

In der bildenden barocken Kunst war es üblich, die christlichen Tugenden als Frauengestalten darzustellen. Sie waren den Gläubigen ein Vorbild für ein tugendhaftes Leben. Die Skulpturen, die Sie hier sehen und die zum barocken Altar der Nikolaikirche gehörten, stellen die Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung sowie Treue, Demut und Geduld dar.

Triumphkreuzgruppe

Das mächtige Triumphkreuz, das am Übergang vom Kirchenschiff zum Chorraum hängt, stammt aus der Berliner Marienkirche. Es entstand im Jahr 1485. Das geht aus zwei Handschriften hervor, die im Kopf des Gekreuzigten gefunden wurden. Der Körper des Gekreuzigten wurde aus Lindenholz geschnitzt und anschließend bemalt. Christus fällt durch seine naturnahe Gestalt auf.

Kanzel

Die Kanzel ist der Ort, von dem aus das Wort Gottes verkündet und ausgelegt wird. Seit der Reformation wurden Kanzeln in der Mitte des Kirchenschiffs angebracht, da das Wort und seine Auslegung, also die Predigt zum wichtigsten Teil der Liturgie wurden. Gut hör- und sichtbar konnte der Pfarrer von hier aus zur Gemeinde sprechen.

Kötteritz Epitaph

Das Gedächtnisbild für den Geheimrat Johann von Kötteritz und seine Frau Caritas entstand im Jahr 1616. Es zeigt das Ehepaar auf den Knien betend zwischen Moses und Johannes dem Täufer. Die Darstellung des Moses steht für die 10 Gebote des Alten Testaments. Auf den hier gezeigten Gesetzestafeln ist jedoch das Gebot der Nächstenliebe zu lesen: „Liebe deinen Gott aus deinem ganzem Herzen, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Der Täufer Johannes verweist auf Christus in der Erlösung verheißenden Gestalt des Lammes.

Zehdenicker Altartuch

Das Altartuch aus dem Kloster der Zisterzienserinnen in Zehdenick gehört zu den bedeutendsten Schätzen der Textilkunst in Nordostdeutschland. Es entstand um 1300 und wurde wahrscheinlich für den Altartisch des Klosters gefertigt. Die biblischen Darstellungen mit bestickten Sternen aus Leinen sind durch ein netzartiges Gewebe – Filet genannt – verbunden. Es verleiht diesem einzigartigen Tuch eine leichte und elegante Wirkung.

Liturgische Geräte

Für den Gottesdienst gibt es zahlreiche liturgische Geräte mit jeweils eigenen Funktionen. Sie wurden meist aus edlen Materialien kunstvoll gestaltet. Häufig trugen sie die Inschrift ihrer Stifter. Kelche und Patenen sind die ältesten und wichtigsten liturgischen Geräte des Christentums. Während der Abendmahlsfeier wird der Kelch mit Wasser und Wein gefüllt, auf der tellerartigen Patene wird die Hostie – das Abendmahlsbrot - dargebracht.

Begräbnisort St. Nikolai

Seit der Christianisierung gehörten Friedhof und Kirche zusammen und die meisten Gläubigen wurden auf dem geweihten Kirch-Hof in einfachen Erdgräbern beigesetzt. Im Kircheninneren fanden nur wenige Verstorbene ihre letzte Ruhe. Dort war man den verehrten Reliquien der Heiligen und den Seelenmessen und Fürbitten besonders nahe, und die Erlösung aus dem Fegefeuer schien schneller möglich. Vor allem Geistliche und Adlige, später auch Ratsfamilien wurden in der Nikolaikirche bestattet. Ihnen war ein Grab in der Kirche viel Geld wert. Vermutlich gab es hier über 500 Erdgräber. Die Zahl der Grüfte wird auf 50 bis 100 geschätzt.

Schlüterportal

Dieses reich verzierte Portal führte einst zur Gruft von Daniel Mannlich und seiner Ehefrau Anna Catharina. Daniel Mannlich war mehr als 20 Jahre Hofgoldschmied des Großen Kurfürsten. Das Doppelbildnis von ihm und seiner Ehefrau ist auf dem Reliefmedaillon über dem Portal zu sehen. Sowohl das Medaillon als auch die Tafel mit der Inschrift sind Nachbildungen.

Kinderzinnsarg

In diesem Zinnsarg wurde ein Enkelkind des Kanzlers Christian Distelmeyer beerdigt. Auf dem Sargdeckel ist der auferstandene Christus abgebildet. Mehrere Wappen zieren den Sarg: am Kopfende das Wappen der Grafen zu Lynar und am Fußende das Wappen der Familie von Lüderitz. Rechts sehen Sie das Wappen der Familie Distelmeyer, links das Wappen der Familie von Montot.

Epitaph Matthias

Das Epitaph für den kurfürstlichen Hofrat Thomas Matthias und seine Ehefrau Margaretha ist eines der ungewöhnlichsten Grabdenkmäler der Nikolaikirche. Es entstand in der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Lieder aus der Berliner Nikolaikirche: Nun ruhen alle Wälder

Taufbecken

Das Taufbecken der Nikolaikirche stammt aus dem Jahr 1563 und ist aus Zinnblech gefertigt, das über einen Holzkorpus gelegt ist. Ein Deckel aus Zinn, den man an einer Kette nach oben ziehen konnte, ist nicht erhalten. Das Taufbecken ist achteckig und ähnelt einem Kelch. In der christlichen Symbolik sind diese Formen Sinnbild für Taufe und Auferstehung. Es wechselte im Lauf der Jahrhunderte mehrmals seinen Platz im Kirchenraum. Ab 1996 wurde das stark fragmentierte Taufbecken restauriert. Viele verlorene Teile konnten anhand von alten Photographien rekonstruiert werden. Sie sind an ihrer glänzenden Oberfläche leicht zu erkennen. Heute ist das Taufbecken wieder an seinem ursprünglichen Platz im Westteil der Nikolaikirche aufgestellt.

Das Nikolaiviertel

Bis zu seiner Zerstörung im Februar 1945 bezeichnete man das Stadtquartier zwischen dem heutigen Spreeufer, Rathausstraße, Spandauer Straße und Mühlendamm als Nikolaikirchenviertel. 1979 schrieb der Magistrat von Ostberlin einen städtebaulichen Wettbewerb für den Wiederaufbau das „Am Marx-Engels-Forum“, wie das Gebiet seinerzeit benannt wurde, aus. Die Baumaßnahmen sahen den Wiederaufbau der Nikolaikirche und eine historisierende Bebauung ihrer Umgebung vor. Planungsleitbilder waren der Grundriss von Alt-Berlin und dessen Funktionsmischung. Ab 1982 wurden um die Nikolaikirche die wenigen noch vorhandenen Gebäude restauriert und eine Reihe von Plattenbauten und kleinen Bürgerhäusern errichtet. Zur 750-Jahrfeier Berlins im Oktober 1987 war der Wiederaufbau des seit 1985 so benannten Nikolaiviertels abgeschlossen.

Lieder aus der Berliner Nikolaikirche: Befiehl du deine Wege

Johann Crüger wies dem Erstdruck dieses Textes von Paul Gerhardt 1653 eine Melodie zu, die Bartholomäus Gesius auf Basis eines älteren Psalmliedes 1603 erstmals in seiner Sammlung „Enchiridium Etlicher Deutschen und Lateinischen Gesengen“ druckte. 1730 fand die Melodie durch Georg Philipp Telemann ihre endgültige Form. Übrigens verwendete J.S. Bach für diesen Liedtext die Melodei „O Haupt voll Blut und Wunden“.Der Dichter und Theologe Paul Gerhardt (1607-1676) kam um 1643 nach Berlin und war von 1657 bis 1666 Pfarrer an der Berliner Nikolaikirche.Das Trio phon-O-rama bearbeitete Gesius‘ Melodie in der Besetzung: Martin Klingeberg – trumpet Gerhard Gschlössl – sousaphone Jan Leipnitz – drumsDie Berliner Nikolaikirche, die heute zum Stadtmuseum Berlin gehört, ist neben ihrer stadt- und architekturgeschichtlichen Bedeutung als Herkunftsort berühmter Lieder weltweit bekannt.

Willkommen im Museum Nikolaikirche

Kraut-Kapelle: zeitgenössische Kunst füllt die Leere

Hier werden Leerstellen mit zeitgenössischer Kunst gefüllt. Neun Künsterlinnen und Künstler werden im Wechsel ihre [Interpretation der verlorenen Malerei präsentieren](https://www.stadtmuseum.de/aktuelles/kriegszerstoerte-raumkunst-wiederhergestellt#krautkapelle).

Schindler-Kapelle

Die [Grabkapelle der Familie Schindler](https://www.stadtmuseum.de/aktuelles/kriegszerstoerte-raumkunst-wiederhergestellt#schindlerkapelle) im südlichen Kirchenschiff stand seit dem Wiederaufbau der Nikolaikirche leer, ihre Skulpturen galten als unwiderruflich zerstört. Dennoch konnte  aus den erhaltenen Fragmenten eine Rekonstruktion erarbeitet werden, die einen lebendigen Eindruck vom originalen Zustand der christlichen Auferstehungsszene vermittelt. Dazu gehören auch die vom Bildhauer bewusst eingesetzten Lichteffekte, die das Kunstwerk in warme Gelb- und kühle Blautöne tauchen.